Mittwoch, 22. April 2015

Es gibt keine magische Schuldenquote

In Vorbereitung auf die IWF-Frühjahrstagung („Rethinking Macro Policy III“) legt Olivier Blanchard in einem lesenswerten Artikel in voxeu den Fokus auf drei Themen: makroprudenzielle Instrumente, Geldpolitik und Finanzpolitik.

Fiskalpolitische Impulse können helfen, unterstreicht IWF-Chefökonom zuvorderst. Was er bedauert, ist, dass es überraschend wenig Forschungsarbeit zur Verbesserung der automatischen Stabilisatoren gibt.

Die Frage, welche Schuldenquote auf lange Sicht angestrebt werden soll, ist nicht wesentlich, wenn es eine grosse Einigkeit darüber herrscht, dass sie Verschuldung zu gross sei, und die Anpassung nur langsam vor sich ginge, obwohl Brad DeLong provativ argumentiere, dass die derzeitigen Schuldenquoten heute vielleicht zu niedrig seien, so Blanchard weiter.

Wie soll aber das richtige Ziel für jedes Land abgeschätzt werden? Es ist deutlich geworden, dass es keine magische Schuldenquote (debt-to-GDP) gibt, hält der Wirtschaftsprofessor fest.

In Abhängigkeit von der Verteilung der zukünftigen Wachstumsraten und Zinssätzen, in dem Ausmass von impliziten und expliziten Eventualverbindlichkeiten (contingent liabilities), mag die hohe Verschuldung des einen Landes auch nachhaltig sein, während es für die niedrige Verschuldung des anderen Landes nicht zutrifft, so Blanchard.

Das ist eine klare Aussage gegen die von R&R (Kenneth Rogoff und Carmen Reinhart) vorgestellte Analyse, die ja im Grunde genommen von Anfang an umstritten war, dass das Wirtschaftswachstum dramatisch abnehme, wenn die Schuldenquote die Grenze von 90% überschreite.


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