Donnerstag, 28. Mai 2015

Helicopter Money gehört in den Werkzeugkasten der Zentralbanken

Wenn wir eine Rezession haben, die durch den Nachfrage-Mangel verursacht wurde und die nominalen Zinsen nahe null (ZLB, zero lower bound) liegen, dann ist die offensichtliche Antwort darauf aus makroökonomischer Sicht ein Konjunkturprogramm (fiscal stimulus). Die Regierungen sind aber heutzutage so besessen von Haushaltsdefiziten, dass wir stattdessen Austerität haben.

Es ist laut Simon Wren-Lewis wichtig, dass die Besessenheit von Defizit nicht mit Sorgen über die langfristigen Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen zu tun hat. Wir wissen es aus zwei Gründen, erklärt der an der Oxford University lehrende Wirtschaftsprofessor: (1) Wenn es nur die Sorge um langfristige Nachhaltigkeit beträfe, gäbe es wenig Notwendigkeit, an diesem Problem jetzt zu handeln, statt zu warten, bis das ZLB-Problem sich mit der Zeit löst.

Ganz im Gegenteil sollten Regierungen beunruhigt sein, dass die Austerität auf lange Sicht die Nachhaltigkeit schädigen kann, wegen des Hysterese-Effekts. (2) Die Massnahmen, die die Regierungen treffen, um Haushaltsdefizite abzubauen, beeinträchtigen tatsächlich die langfristige Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen, weil sie die intertemporale Budgetrestriktionen verschlimmern. Privatisierungen zu Schleuderpreisen ist ein offensichtliches Beispiel dafür.

Aus ökonomischer Sicht gibt es einen eindeutigen Weg, um die Defizit-Besessenheit zu umgehen: Fiscal Stimulus mit einem mit Geld finanzierten Konjunkturprogramm, nicht mit Anleihen finanziert.

Geldschöpfung in einer schweren Rezession ist nicht inflationär, wie wir in den vergangenen Jahren mit Quantitative Easing-Politik erfahren haben. Das Problem mit dieser Lösung à la Lehrbuch ist (genannt money financed fiscal stimulus), dass sie wegen der Unabhängigkeit der Zentralbanken praktisch ausgeschlossen ist, unterstreicht Wren-Lewis.

Regierungen können nicht Geld drucken, um Konjunkturprogramme zu finanzieren. Zentralbanken schaffen Geld. Aber sie können es nur für den Kauf von Vermögenswerten verwenden. Helicopter Money ist die offensichtliche Lösung für dieses Problem, hebt Wren-Lewis hervor. Der Punkt ist aber, dass Helicopter Money ein Mittel beschreibt, wie Zentralbanken in einer effektiven Art und Weise Geld ins System setzen. Der Prozess ist aber scheinbar nicht unumkehrbar.

Was passiert, wenn die Rezession vorbei ist, wenn die Zentralbank die Geldmenge im System reduzieren will?

Cecchetti und Schoenholtz und Erich Lonergan erläutern, dass das der einzige Grund sei, warum die Bilanz der Zentralbanken entscheidend ist. Wenn die Zentralbank keine Vermögenswerte (assets) mehr zu verkaufen hat, ist ihre Fähigkeit, das Geld, das sie via Helicopter Money geschaffen hat, aus dem System wieder zurückzupumpen, eingeschränkt.

Grossbritannien hat das Problem so angepackt, dass die Regierung das Schatzamt beauftragt, die Verluste der Zentralbank zu decken, falls welche auftreten. Der einfachste Weg ist aber laut Wren-Lewis, eine solche Anordnung zu verallgemeinern. Das heisst, dass die Regierung die Zentralbank mit Vermögenswerten ausstattet, die gebraucht werden, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Dazu gehört auch der Einsatz von Helicopter Money.

Keine Kommentare: