Dienstag, 27. Oktober 2015

Defizitpanik, Niedrigzinsen und andere Unannehmlichkeiten

Die schwedische Notenbank, Riksbank hat im Februar 2015 unkonventionelle Massnahmen bekanntgegeben: mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (genannt QE policy) und Negativzinsen, um den Abwärtstrend einer Deflation zu verhindern.

Stefan Ingves, Notenbank-Gouvernuer hatte auf der Pressekonferenz die Bereitschaft der Riksbank unterstrichen, die Geldpolitik noch expansiver zu gestalten. Die Bank sehe keine Untergrenze für Zinsen und könne so viel Staatsanleihen am Markt kaufen, wie es angemessen ist.

Im Vorfeld der am Mittwoch stattfindenden Sitzung der Riksbank wird heute in den Märkten eine weitere Zinssenkung um 5 Basispunkte eingepreist.

Die Mitglieder des geldpolitischen Aussschusses der schwedischen Zentralbank zeigen sich jedoch heute nicht mehr bereit, zu handeln, wie sie es im September signaliserten.



Märkte implizieren heute eine weitere Zinssenkung durch die Riksbank am Mittwoch, Graph: Morgan Stanley


Zur Erinnerung: Die Riksbank hatte 2010 und 2011 die Zinsen wider besseren Wissens zu früh erhöht und damit wirtschaftliche Situation verschlechtert und Schweden in eine Deflation rutschen lassen.

Die Zurückhaltung der geldpolitischen Entscheidungsträger angesichts der sich zurückbildenden Inflation und der hohen Arbeitslosigkeit wurde von Paul Krugman treffend als "sadomonetarist" genannt.

Was viele Menschen mit Verantwortung zu übersehen scheinen, ist, dass die Niedrigzinsen darauf hindeuten, dass die Märkte sich um die Verschuldung keine Sorgen machen.

Das heisst, dass es naheliegt, zu Niedrigzinsen die Gelder aufzunehmen und anzulegen, z.B. in Infrastruktur, Bildung und Umweltschutz, zumal die gesamtwirtschaftliche Nachfrage träge ist und viele Menschen ohne Arbeit schmerzhaft über die Runden kommen müssen.

Das Geld, das im Überfluss vorhanden ist, wird sozusagen der öffentlichen Hand angeboten, während der Privatsektor davon keinen Gebrauch machen will. Es ist also die Zeit für Investitionen, nicht für die Straffung des geldpolitischen Kurses.






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