Montag, 12. Oktober 2015

Fiskalunion ist kein Patentrezept für die Eurozone

Olivier Blanchard sagt, dass radikale Visionen für eine ausgewachsene “Fiskalunion” grundlegende Spannungen im Herzen des Euro nicht lösen können.

Der im September nach sieben Jahren im Amt als Chefökonom des IWF zurückgetretene Wirtschaftsprofessor bringt es in einem Gespräch mit The Telegraph aus Grossbritannien deutlich zum Ausdruck, dass Fiskalunion kein Heilmittel ist.

Es wäre ein Fehlschluss, zu erwarten, dass nach Abschluss von Fiskalunion in Europa alles für immer in Ordnung wäre. 

Ohne die Möglichkeit, ihre Währungen abzuwerten, wären die Länder an der EU-Peripherie immer gezwungen, eine harsche Anpassung über sich ergehen zu lassen, wie z.B. über Lohnkürzungen, erklärt Blanchard weiter.




BIP US versus Eurozone, Graph: The Telegraph


Vor diesem Hintergrund kann keine Rede von “Wirtschaftswunder” in Spanien sein, wie Brüssel es versucht, Madrid als Aushängeschild für die gescheiterte Austeritätspolitik zu vermarkten.

Er sehe bei einer Arbeitslosigkeit von 23% kein Wirtschaftswunder in Spanien. Während die nominalen Zinsen nahe null liegen, der Ölpreis fällt und der EUR sich abwertet, würde man viel mehr Wachstum erwarten.

Der IWF prognostiziert aber ein Wirtschaftswachstum von 1,5% für das gesamte Jahr. Warum? Weil die Gürtel-enger-schnallen Politik und internal devaluation die Einkommenssituation der privaten Haushalte verschlechtert und damit auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lastet.

Solange Brüssel und Berlin am neoklassischen Weltbild festhalten, ist es praktisch unmöglich, via Merkantilismus einen Ausgleich in der Eurozone zu erreichen, wie Heiner Flassbeck heute in seinem Blog erläutert.

















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